Am letzten Donnerstag haben die Grünen in unserem Bezirk Steglitz/Zehlendorf ihr jährliches Treffen für die im Bereich ansässigen Firmen veranstaltet. Als eingesessene Steglitzer Firma war ich natürlich eingeladen und bin auch mal wieder hingegangen. Es gab eine Podiumsdiskussion zum Thema Abfallwirtschaft, die ich an sich nicht sonderlich spannend fand; was ich jedoch interessant fand waren die Ideen der anwesenden Renate Künast. Für die Nicht-Berliner sei gesagt, dass Frau Künast sich um das Amt des regierenden Bürgermeisters bei den Wahlen 2011 hier in Berlin bewirbt.
Frau Künast meinte, dass Sie sich für Berlin ein paar „Spinner“ im besten Sinne des Wortes wünscht. Es war natürlich klar, was sie damit meint. Die Idee bzw. den Wunsch an sich finde ich auch wirklich sehr lobenswert. Denn tatsächlich sind es die „Spinner“, die ein System mit neuen Ideen sprungartig voranbringen können. Leider bin ich als eingeborener Berliner da sehr skeptisch, denn Spinner brauchen fruchtbaren Boden, d.h. heutzutage in der Regel einen Staatsapparat, der es ihnen ermöglicht, ihre Ideen auch wirklich umzusetzen, der im Idealfall die Ideen mit trägt, sie zumindest jedoch nicht blockiert. Der Staatsapparat wird jedoch nicht von Politikern gebildet, sondern es sind die Beamten, die ihn stützen und erhalten, und genau hier sehe ich die Probleme. Eine Idee kann noch so fantastisch sein, wenn der Apparat sie nicht mit trägt, dann wird daraus nichts.
Für einen Außenstehenden ist es kaum nachvollziehbar, wie an sich gut gemeinte politische Vorgaben auf dem Wege durch die Instanzen hin zur Realisierung gedämpft werden. Um wirklich etwas zu ändern, braucht es nicht nur Idealisten auf der obersten Ebene des Staatsapparates, sondern es braucht von Oben nach unten auch „Mitspieler“, die den Apparat auf allen Ebenen auf die Umsetzung einstimmen. Und es braucht auf den verschiedenen Ebenen auch immer wieder mutige Leute, die bereit sind ein Risiko einzugehen, Richtlinien und Paragrafen wohlwollend auszulegen (im Sinne der Spinner). Theoretisch ist ein Beamtenapparat dafür sogar ideal geeignet, denn solange kein Recht gebrochen wird, kann dem Beamten auch im Mißerfolgsfall nichts passieren. Die Realität ist jedoch eine andere. Es wird normalerweise versucht, möglichst viele Mitspieler für die Umsetzung einer Idee zu finden, die dann auch alle an der Idee mit rumbasteln. Im Endergebnis bleibt von der eigentlichen Idee nichts mehr übrig, aber man hat die Idee auf so viele Schultern verteilt, dass das nunmehr absehbare Versagen keinen einzelnen mehr trifft. Tatsächlich lässt sich das Scheitern großer Vorhaben häufig auf diese einfache Formel reduzieren.
In diesem Sinne wünsche ich Frau Künast viel Glück, auf dass das Spinnertum auch in Berlin Einzug hält.
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